10 Schritte zum Karriere-Knick o d e r
die Betriebs- oder Weihnachtsfeier als Karrierekiller
Wir sind mitten im Dezember.
Das bedeutet zunächst einmal turbulente Arbeitstage, weil in vielen Betrieben, in Filialen, Ämtern oder schulischen Anstalten das Jahres-End-Geschäft bei allerletzten Konferenzen auch den sowohl psychisch wie auch physisch vollen Einsatz der Mitarbeiter fordert.Doch zur Freude vieler wird in kaum einem anderen Monat auch so viel gefeiert. Hier ein kleiner Nikolaus-Umtrunk, dort eine Einladung im Kollegenkreis – und natürlich bleibt auch die große Kollegen-Weihnachtsfeier nicht aus.
Wer aber nun glaubt – bei eben einem solchen Anlass -, zwischen Vorspeise, Salat-Büffet und Dessert, bei Wein und Schorle ein bisschen Frustrations-Dampf aus dem auslaufenden Jahr ablassen zu können, der irrt.
Auf Betriebs- und /oder Weihnachtsfeiern ist zwar in der Regel eigentlich viel erlaubt, weil über alle Büros und / oder Lehrerzimmer hinweg geplaudert, angestoßen, geschwätzt und, wenn es sich denn anbietet, auch ein wenig gelästert wird.
Manchmal soll es sogar geknistert haben, wenn zwei Kollegen nicht gleichen Geschlechts sich unternehmens-strategisch begegneten oder sie sich pädagogisch austauschten.
Doch die Grenzen für jeden Kollegen mit langjährig vorbereiteter oder bereits ausgebauter Karriere-Hoffnung sind enger gesteckt, als die meisten annehmen.
Das liegt unter anderem daran, dass Vorgesetzte neugierig sind und ab und an dieses b e r ü c h t i g t e eine, das scharfsichtige Auge eines Boris Becker dann eben von außerhalb der Büros und /oder Lehrerzimmer auf das Benehmen ihrer Bediensteten werfen.
Da nun hierzu die Gelegenheiten eher selten sind, muss also die Betriebsfeier und / oder Weihnachtsfeier zur Supervision, quasi zur Evaluation und als Maßstab der Dinge herhalten.
Gerät nun ein Kollege auf Festen gerne einmal außer Rand und Band, wird er schnell in die Schublade mit der Aufschrift „Vorsicht: peinlich!“ gesteckt.
Das nun ist seiner Karriere sicher nicht zuträglich; möglicherweise gerät er sogar auf die Abschussliste eines eher abstinenten Vorgesetzten.
Natürlich ist das Etikett „außer Rand und Band“ reine Definitionssache.
Die Manager einer rheinischen Werbeagentur oder die Lehrer einer Kölschen Berufsschule sehen das mit Sicherheit entspannter als Sparkässler in der Provinz.
Jedes Unternehmen, jede Anstalt, ja auch jeder sonstige Rechtskörper mit der Kreisverwaltung als Kostenträger hat seine individuelle Feier-Tradition.
Dabei reicht die Palette von staubtrocken und spröd bis hin zu feucht-fröhlich oder gar obszön.
Doch schon längst vor Ende der Veranstaltung, wenn sich die meisten einander trunken in den Armen liegen, sollte sich der Karrierebewusste aus dem Staube gemacht haben.Denn die Zeiten, in denen der Nachwuchs aus dem Trainee-Programm, der party-freudige Finanz- oder Justiz-Referendar oder der smart-sportliche Junglehrer aus der Übungsfirma mit ihren Navision-orientierten Start-up-Projekten, hierarchie-frei bis in die Morgenstunden mit den Oldies aus der stark besetzten Alt-Etage, der A13-er bis A-15er-Besoldungs-Riege oder gar mit dem Reinigungspersonal feierten, sind erst mal vorbei.
Weht doch in nahezu allen Unternehmen und Lehranstalten ein kälterer Wind. Karrieren wollen härter erkämpft werden, denn der Führungsstil beharrt auf alten Tugenden, auf äußerster Disziplin, auf Leitbildern und auf Außenwirkung, und das alles viel eher, als es noch vor sechs, acht Jahren der Fall war.
Meine Warnung also zum Jahreswechsel:
Halten Sie sich fern! Fern von 10 falschen Wegen zum vorzeitigen Karriereknick!!
Erfahrungsgemäß gibt es zehn Todsünden, die ein Mitarbeiter auf einer Betriebs- oder Weihnachtsfeier begehen kann, um seiner Karriere im Unternehmen ein vorzeitiges und unrühmliches Ende zu bereiten: * Todsünde eins
– Langeweile demonstrieren:
Ich stehe nur schweigend herum und schaue ständig auf die Uhr– Vorfeiern: Ich laufe schon mit einem Schwips ein
– Miesmachen – Motto: Ich habe an allem etwas auszusetzen (falsches Lokal, schreckliche Musik, schlimme Dekoration, eklig lange Grußworte von Betriebs- oder Personalrat o d e r gar der Direktion)
– Rüpelhaftigkeit: Wenn der Chef auf mich zukommt, einfach blocken oder raus zum Rauchen
– Themen töten: Ich suche mir eine feucht-fröhliche Tischgruppe und schildere ihnen minutiös meine stressigen, unerfreulichen Arbeitstage
– Zu tief schürfen: Weil mir die Themen bei Tisch zu oberflächlich sind,
bringe ich das Gespräch auf die problematische Schwulenbewegung in Bangla-Desch– Den Gastgeber düpieren:
Ich bringe unangemeldet zwei trinkfreudige Freunde aus der Betriebssportgruppe mit– Auf die Pirsch gehen: Ich trage mein heißestes Club-Outfit und eröffne die Jagd auf attraktive Kollegen beziehungsweise Kolleginnen,
– Verweigern: Ich komme zwar widerwillig und betone das auch, trage aber demonstrativ meine Schlumpf-Klamotten, die da sind Selbststrick-Pullover in grau-weiß-meliert mit U-Boot-Kragen,
die abgefitschte Fein-Cord-Hose aus der Referendarzeit oder das stumpf geschwitzte Sweatshirt aus dem Lehrersport von 1975/76– Kampftrinken: Ich bin der letzte, der geht – beziehungsweise schwankt.
Wohl auch deswegen und damit nicht umsonst lernen künftige Manager und / oder Schulleiter in ihren Führungsseminaren schon frühzeitig, sich von Feiern mit Kollegen tunlichst fix und nüchtern zurück zu ziehen.
Zu groß ist die Gefahr, hier auf Dauer sein Gesicht oder auch jeglichen Respekt der Kollegen aus dem Middle-Management und der Basis zu verlieren.
Wer auf extreme Weise auf seine Reputation bei der Presse, bei den Behörden oder den Gebietskörperschaften bedacht ist, betrachtet auch das Verhalten anderer mit Argusaugen.
Das absolute No Go, die wahrhaften Tabus auf der Weihnachtsfeier für überlebenswillige Kollegen heißen also: zu viel Alkohol, ungebremstes Halli-Galli mit feschen Kolleginnen/Kollegen oder peinliche Show-Einlagen wie Tänzen, Rezitationen, unerwünschten Vorträgen oder selbstverfassten Gedichten.
Auf diese Weise verlieren auch Schleimer und Arschkriecher ihre beflissen gesammelten Punkte beim Vorstand oder eben bei der Direktion
Allerdings wird auch das Gegenteil: die demonstrative Eigenbrötelei von Vorgesetzten und Kollen oft mit Befremden aufgenommen.
Dazu gehören beispielsweise die soziale Distanz zu allen Gruppen, die Häme oder gar spröde Sprüche über die Chancen-Gleichheitsbeauftragte oder demonstrativ schlechte Laune, und diese dann gleich montags am Kopierer und für die ganze Woche.
Schon fragt sich manch ein Abteilungsleiter:
Ist der Kollege vielleicht weder team- noch assistenz-fähig?Nun ist es jdoch nicht jedermanns Sache, in den partyüblichen Smalltalk mit einzustimmen.
Doch drücken gilt nicht.Auf Betriebs- oder Weihnachtsfeiern wird nun einmal viel geredet.
Meist über das Tages- oder auch das operative Kerngeschäft natürlich.
Aber auch gerne über das Wetter, die billigsten Urlaubs-Restaurants in Südfrankreich, die grandiose Anfahrt dorthin (…Luftlinie wären das noch viel mehr Kilometer gewesen).
oder ganz banal über die verruchten Rest-Raucher, die die Atmopshphäre ständig durch
ein „ich-geh-mal-eine-rauchen“ stören.
Wenn Ihnen Smalltalk allerdings zuwider ist – und das gilt mindestens für jeden dritten Kollegen – machen Sie am besten trotzdem gute Miene und hören Sie wenigstens interessiert zu.Denn eine Betriebsfeier eignet sich einfach nicht dazu, für den Weltfrieden oder für zins-resistentes Regio-Geld zu demonstrieren oder andere ernste Themen zu wälzen, wie z.B. Depressionsgelüste als Single-Problem mitten im Herbstbluesoder späte Liebe bei bereits hohem Dienstalter und mit Bezügen in der Endstufe.
Ein Trick, der auch in vielen Kommunikations-Studien beschrieben wird, funktioniert so gut wie immer:
Wenn es Ihnen durch aufmerksames Zuhören und geschicktes Nachfragen gelingt, dass Ihr Gegenüber mit Leidenschaft und Temperament erzählt, brauchen Sie selber gar nicht viel von sich zu geben.
Es ist erwiesen, dass der andere Sie trotzdem – oder gerade deshalb – nach einem solchen Gespräch für durchaus intelligent und sehr sympathisch hält.Fazit: Bleiben Sie sittsam!
Kurz:
Auch auf der Betriebs- oder Weihnachtsfeier sind Etikette, scheinheilige Sympathie-Bekunden oder gar die Hackordnung nicht aufgehoben.Jede Auffälligkeit von Kollegen wird registriert und am nächsten Tag in den Büros, den Lehrerzimmern, im Konferenzraum oder in der Kantine genüsslich diskutiert.
Wer ernsthafte Karriereambitionen hat, sollte daher zu diesen Anlässen sicherheitshalber zum lammfrommen Apostel mutieren.
Selbst, wenn er privat jeden Fasnacht-Blechtrommler unter den Tisch trinken könnte –
bei einer Betriebs- oder Weihnachtsfeier sollte man und frau stets sittsam bleiben.
Schönen Advent!
adaped and add edit by wob.
Mustermann meint
Tolle Story, eignet sich bestens, sie vorzutragen….
Doch Vorsicht: Bitte erst dann vortragen, nachdem der Chef, der Abteilungsleiter oder der Prokurist sein Grußwort gesprochen hat und sich der Votragende sicher sein kann, dass sein Berufsweg nicht doch noch wegen des gerade eben Gehörten holprig wird…