Es war die Nacht mit Weih davor,
die Ente schlief im Ofenrohr
fast alles ist genau wie immer,
selbst Opa ist im Herrenzimmer.Nur, so still war es noch nie.
Was ist geschehn? Was, frag‘ ich Sie?
Das ganze Haus steckt voller Leute,
doch niemand ist zu hören heute.Liegt’s vielleicht an der Weihenacht?
Nein, Mama hat sie umgebracht.
im Festtagstrubel heute morgen
ist sie mal kurz verrückt geworden.So hat sie dann, ganz ungeniert,
die ganze Sippe ausradiert.
’ne Tasse Rattengift im Stollen,
den gab’s zum Frühstück für den Ollen.Noch zweimal kurz nach Luft geschnappt,
dann gab er schon den Löffel ab.
Der Oma dann, ’ne Stunde später,
’nen kleinen Sprengsatz ans Katheder.Noch nicht mal fertig ausgeschissen
hat’s sie’s beim letzten Druck zerrissen.
Dann Tante Ruth, die alte Kuh,
rin in den Kühlschrank, Klappe zu.Die Nachbarn wollten nur was fragen
und wurden gleich mal mit erschlagen,
und Onkel Heinz aus Langeweile
wird schnell zerlegt in kleine Teile.Zum Schluss die Kinder, ’s war schon spät,
nach Afrika als Care-Paket.
Nur Opa sitzt noch am Kamin
und läßt besinnlich einen ziehn.Doch plötzlich fragt er sich ganz leise:
„Es ist so still, was soll die Scheiße?!“
Er macht sich auf und geht zur Mama,
die sitzt grad in der Speisekammer.Hackt aus dem Dackel Rehragout.
Der Opa sagt verdutzt: „Nanu!?
Du hast ja alle umgebracht!?
Was hast Du Dir dabei gedacht?“„Ach, weißt du“, spricht sie reuevoll,
„ich hatte halt die Schnauze voll.
Vom vielen Krach, vom Weihnachts-Segen
vom Kochen, Waschen, Backen, Legen,Vom Gänsebraten aus der Truhe;
ich wollte einfach meine Ruhe.“
Der Opa bleibt gewurzelt stehn
Und sagt: „Ich kann dich gut verstehn.Denn mal privat, unter uns beiden,
Ich konnt‘ die andern auch nicht leiden.
Mein Kind, das hast du fein gemacht.
Ich wünsch‘ dir frohe Weihenacht.“(Verfasser unbekannt)
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