„Wie geht es Ihnen?“
von J.Fuchsberger zum eigenen 85
„Man fragt mich, wies mir geht.
Naja, man macht sich so seine Gedanken mit 85.
Denn da macht sich mit Verlaub,
das lange Leben so langsam aus dem Staub.
Von der Wiege bis zum Grab
spielt sich angeblich ja alles abwärts ab.
Man merkt es an vielen kleinen Dingen,
die nicht mehr so gehen, wie sie früher mal gingen.
Das fängt hier oben im Kopf schon an,
man vergisst den Namen von Damen
die früher ganz flüssig kamen.
Zwischen den Ohren
geht langsam das Gehör verloren.
Im Mund die Lücken
kann man noch mit Kunststoff oder Gold überbrücken.
Im Hals, naja, ebenfalls, die Stimme einst laut und klar,
ist auch nicht mehr das, was sie war.
Langsam wird sie immer leiser,
und jetzt ist sie nur noch brüchig und heiser.
Dazu gelenklich
wird die Sache auch schon bedenklich.
Und dann da drunter im Magen,
der kann auch schon nichts mehr vertragen.
Nur noch ganz kleine Portionen auf den Teller
und der Wein bleibt am besten gleich im Keller.
Naja und dann die früher strotzenden Lenden,
die trotzen und wollen ihre Arbeit beenden,
naja nu, wozu auch?
Da drunter wohl verpackt die Knollen,
die tun ja auch schon lang nicht mehr,
was sie eigentlich sollen.
Und was mich am meisten bedrängt,
ist, dass, was da einmal stand, jetzt nur noch hängt.
Ja und die Knie,
die funktionieren auch nicht mehr irgendwie.
Und dann die Krampfadern, dick wie ein Strang,
laufen Schienbein und Waden entlang.
Und ganz unten dann, tief unten die Sohlen,
auf denen stehst Du wie barfuß auf glühenden Kohlen.
Dann stehst Du da und sagst, so ist das halt. Scheiße,
jetzt biste wirklich alt.
Wie soll man auf sowas reagieren,
soll man jetzt in der Gegend herumlamentieren?
Nein, nein, nein, ganz im Gegenteil,
glaubt mir, auch das Alter ist geil.
Ich kann – ihr werdet lachen –
im Alter noch unheimlich viel Blödsinn machen.
Drum, haut auf die Pauken und lasst die Korken knallen,
wir alten Rabauken zeigen es allen.
Und wir gehen und wir gehen und gehen
solange es halt geht,
bis dann plötzlich der Boandlkramer vor Dir steht.
Aus hohlen Augen grinst er Dich an,
und sagt: Kommst Du freiwillig mit, alter Mann?
Wehren ist zwecklos, mach Dich bereit,
für den letzten Schritt in die Ewigkeit.
Du schaust und legst zum Ende
in seine Hände deine zitternden Hände.
Im brechenden Auge ein Hoffnungsschimmer,
und dann gibste den Löffel ab –
für immer.
So gehts mir.“
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