Sachen gibt ’s, die gibt ’s gar nicht!
Der Profi-Strähler
frei nach Eugen Roth ‚Der Poträtist‘
Im Städtle jeder zweite Mann
zumeist an Fasnet narren kann.
So ist manch‘ Narr dann unentbehrlich,
sind Narren doch meist ungefährlich,
sie leben ganzjahrs eher still,
froh, wenn man nichts von ihnen will.
Von einem einmal abgesehen,
von dem nicht alle was verstehen:
Denn mancher strählt – verbal abstrakt –
und dich ironisch dann verpackt.
Was für den Fall, dass es gelingt,
dir und dem Narro Ehre bringt.
Zur Schulung geht der Strähler nicht,
von der er wenig sich verspricht,
denn auf die Formel wird gebracht:
Man strähle so, wie man’s halt macht.
Nun gibt ’s auch Fasnet-Attentäter,
die schon vor Wochen oder später,
’nen Profisträhler sich erfassen
um gegen Geld sich strähl’n zu lassen.
Bezahlt wird dafür auch in „cäsch“,
aus der Fasnet-Bargeld-Däsch.
Wärst mit ’nem Nilpferd du verwandt,
fänd‘ dies der Strähler interessant,
denn hinter seiner Scheme Zügen
ist Auftrags-Strählen sein Vergnügen.
Du wirst Opfer, wirst Gequälter,
hast du keine Chance mehr:
Jetzt strählt er!
Gewartet hast du vier, fünf Wochen,
wie der Auftrags-Strähler dir versprochen.
Und wenn er dich dann hat getroffen,
kannst auf ’ne Flucht du nicht mehr hoffen.
Du siehst dich plötzlich arg bedeppt
ins Strähl-G’schwätz‘ nun hinein geschleppt.
Zu spät ist ’s, um dich noch zu sperren,
an Straßenrand wird er dich zerren,
wo glücklich, dass er dich erwischt,
er alsbald Mundart-Worte mischt.
Nun bist du ’s wert für ihn mit Freude,
dass Witz und Zeit er nun vergeude.
Der Meister-Strähler lässt nicht locker,
ist er auch Ganz-Jahr-Stubenhocker.
Er strählt wie aus dem Handgelenke,
wenn man ’ne Viertelstund‘ ihm schenke,
weil ein Orgasmus ihn nun fromme,
der lustvoll ihm beim Strählen komme.
Der Narro voller Fasnetglück
hupft zwischendrin sechs Schritt zurück,
damit nun auch vor allen Dingen,
kraftvoll seine Rollen klingen.
Nun wird fast peinlich dir bewusst,
dass du nun auch was sagen musst.
Der Narro lauscht,
er lauscht beklommen,
er hat von dir noch nichts vernommen,
Auf diese Weise läuft die Zeit
in närrischer Ergriffenheit.
Egal, ob du von ihm gebannt,
Hauptsach‘, er hat dich erkannt.
Hat dich vor andren rausgestellt
worauf im Häs er stolz gschwellt,
lechzt nun heiß bis zur Verschmachtung
nach liebevoller Strähl-Betrachtung.
Gefährlich wie des Blitzes Strahl
trifft dich dann noch die nackte Zahl,
denn bevor der Mann verstumme,
nennt er fürs Strählen dir die Summe.
Du honorierst
und erkennst die Leistung an:
Der Strähler hat’s für dich getan.
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