Bad Dürrheim im April 1961
Meine Bewerbung an die Welt da draußen!
Nomen meum est Johannes Petri, quattuor-decim aetatis annos natus sum,
et vocavi vult post pubertatem non mihi Pitt.
Scheiß-Google-Übersetzung! Also…
Ich heiße Hans-Peter Reimer, bin 14 Jahre alt und will nach meiner Pubertät
endlich nur noch Pitt gerufen werden. Doch nun zu meinem Lebenslauf:
Als ich klei war, han ich welle Förschder wêrre,
wêge dêm G’wehr un de guete Luft im Wald.
Aber wenn ’s halt rênglet, isch’s nass, un s‘ hät o au oameds mol e Kreizotter.
Dann doch lieber Lokfihrer, aber nu elektrisch un ohne Gschdank!
Kämigfeger hät au êbbs, aber mer mues jo am Obed immer bade un sich mit Soapfe wäsche.
Dachdegger isch au guet, wil mr vu obê i d‘ Fenschder gugge kah,
wo morgens so e broschbere Huusfrau, so e erotisch Luueder ufstoht.
Aber fir mich isch des eh z‘ schwindlig.
Geld-Briêfdräger wär au no êbbs gsi, wenn der nu nit soviel Treppe stiege mieäßt.
Oder Muurer. Der verdient viel meh, nu mueß der au z‘ viel schwitze
un deno bisch obeds vum Muskelkater so hi, dass de am Stammtisch glieh ischlofe dätsch.
En g’schbässige Beruf isch au, wenn de Fahrer bisch bi de Bolizei.
Do dirfschd dann mit eme Mercedes i de Stadt so schnell rumfurze un au no mit Blaulicht, dass die ganze Liet bi de Kehrwoch‘ uf d‘ Siete jucket. Aber mer hät au mol schnell e Loch im Buch, wa de nit iberlebsch.
Während denne Johr, dieä mit de Oberschuel no uf mich wartet, un wegere eventuell viel z’lange Pupertät,
die mi oft vu unne ruf plogt hät, dass i denkt han, wenn mi jetz‘ onne no alangt,
no hanni i au e Latt‘!
Mer kinnt jo au Pilot were! Frei noch dem Motto: wer fliege ka, ka bald au veggle…
Aber jetz‘ han i g’läse, au normale Schiäler dädetz im Läbe wiet bringe,
drum wär au Personal- oder Verkaufstrainer bi de Induschtrie nit schlecht.
No wärsch wie so manch andre immer adrett azoge un fahrsch en tolle Schlitte,
dass de Dschastin-Malte bleed guggd, wenn ich deher g‘fahre kum,
un nêbe mir dät dann die Marie oder die Luise hocke, dieä scho immer en steile Zahn war.
Ich kinnt jede Dag im Biro oder au suscht wo i de Stadt hocke,
wann un wo ich wett, un wenn ’s mer drum wär,
hett ich im Biro no meh heiße Maidle um mich rum un jede Menge Schorle zum abwinke.
Mer sot jo grad froh si, da mer kon guete Schüler xi isch,
denn guete bringet ’s oft zu nint im Lêbe.
Do wär doch Beamder viel scheener.
Do bruchsch nint kinne un nuh d‘ Liet bleed amache, un dumm drumrum schwätze,
wenn se en Adrag bringet, den se falsch usgfillt hon.
Aber so oafache Beamde hon meischd nieä gnueg Geld im Sack.
Drum han i denk:. Akademisch wär au êbbs.
Au wenn’s lang duret un mer lehre mueß, bis om de Schädel brummt.
Mer kint au Lehrer wêrre, aber des Schiêler-Xindel fuchst om jo jede Dag ufs nei.
Un wenn de Doggder wêrre dätsch, ka mer sich jede Dag leicht infiziere.
Dann doch lieäber Apotheker wêge dem pure Alkehol,
aber mer sot au Latein kinne
(„multa post saeccula poccula nulla – Viele Boscht-Seckel hon nint zum trinke“),
…es isch dann au g’fährlich, dass de êbbs ohne Rezept her giesch,
wo de g’mont häsch, des war harmlos, un no verliersch d‘ Kundschaft.
Drum han i denkt, wenn scho Uni,
dann ebbs zum trickse, bluffe, tarne, mit Nichtwisse bestriete,
oder au täusche un hinter’s Liächt fihre.
BGB, StVO und StGB – her oder au hin –
waa mer als Rechtsvedreher kinne mueß, mach ich mit links!
Also: her mit dene Unterlage, bevor i vor de Zwelfe ufstand un noch em Wetter guck….
Grueß us em Solebad
HaPe Pit Reimer – ihr werret no vu mir heere.
Tja, so war das vor 56 Jahren!
Liebe Festgäste aus dem Geldadel,
aus dem demonstrativen Konsum und aus dem Sport,
aus grellem Show-Biz und aus der allerhöchsten Gastronomie,
liebe Vor-Kriegs-Fußballer, liebe Rechts- und Linksverdreher,
liebe Rentner und ihr überversorgten Pensionäre in eurer gesicherten Armut,
hohes Gericht, verehrte freie Berufe,
willkommen die Handlanger der Politik
sowie der kommunalen und regionalen Verwaltung!
Liebe Marlies, lieber Hans-Peter „Pit“,
du mein Treuzeuge, mein Vorstands-Kollege, mein ehemaliger Stammtischbruder,
du Phänomen im Deutschen Recht, du Schwarm deiner Mandantinnen,
liebe Familienmitglieder, liebe Freunde und Bekannte!
Rühmlich Aussenstehende! Verehrte Schwenninger!
Wir alle haben schon mal ge-googelt.
Sei es zum Gaspreis, zum Mittagstisch im Camilli,
zu XXL-Hardcore oder auch zu einfachsten Backrezepten…
Was bislang wohl nur ich gemacht habe,
ich habe als Suchbegriff mal „Hans-Peter“ eingegeben…macht 7,6 Mio Einträge,
ich habe mit plus „Pit“ ergänzt…macht 51.100 Seiten…
ich habe den Wunschnamen jedes Deutschen hinzugefügt:
plus „Reimer“ – mit e i – … macht 18.600 Links…
schließlich ergänzte ich mit plus „Marlies“… macht 8.820 Einträge
und wenn dann noch Villingen „Auf der Wanne“ eingegeben wird…
bleiben gerade noch drei Treffer, aber auch drei überaus zutreffende Einträge…
Der erste dann auch literarisch. Und zwar aus „Der Höchst weltlichen Sündenfibel“,
einem Sammelband, verlegt im Lothar-Blanvalet-Verlags
in Berlin 1947, dem Geburtsjahr unseres Gastgebersdes
Das Werk lautet „Pensionierte Sittlichkeit – wer war ich und wenn ja,
warum geht nix mehr beim Mann mit 70 plus … oder eben kaum mehr was?“
Dies nun stimmt nicht wirklich zuversichtlich!
Doch lasst uns prüfen, ob es, wie überhaupt oder ob es gar recht treffend auf den Gastgeber passt, den alle nur Pit nennen und der vor Jahren schon die Anwalt-Jenßen-Nackenrolle abgelegt hat und der mit neuer Außenwirkung als einer der jüngsten Anwälte im Städtle gilt.
Ich deklamiere!
Es war einmal ein Auerhahn, nein, es war einmal ein Reimer-Hahn,
der hat stets seine Pflicht getan,
zig- Jahre lang und noch viel mehr,
dann war der Dienst ihm etwas schwer.
Und weil kein Rad auf ewig rollt,
und Donner auch nicht ewig grollt
und weil selbst Brösel einmal aus- ge- leimert,
hat auch der Reimer-Hahn irgendwann mal ausge-reimert!
Nun ließ er seine Blicke schweifen,
schaut hin zu all den Ordensschleifen,
den Diplomen und den Ehrenbriefen,
die er er-reimert
als Staatsanwalt und Richter schliefen!
Was halfen ihm jetzt all die Prämien?
Er musst‘ sich vor den Hühnern schämien.
Kein Hafer und kein Sellerie
entlockten ihm ein Kikeriki.
Es klang jetzt wie ein heis‘res Quieken,
sein einst so frohes Kikeri-Kieken.
Und all die Hennen und die Glucken
die waren darob bass erschrucken.
So stand er traurig wie “ P i t sieben“
im Kreise seiner Hühnerlieben.
Man hat den Enterich gebeten,
den desolaten Reimerhahn
vorübergehend zu vertreten.
So kümmert sich das Federvieh
so gut wie nicht um Sittlichkeit und Bigamie.
„Jawoll“, sprach stolz der Enterich,
„die desolaten Reimerhahn vertrete ich!“
Am Zaun nun stand der Reimer-Hahn
und sah voll tiefer Trauer an,
wie seine Hennen seine Glucken,
nun nicht mal mit der Wimper zucken,
im Gegenteil, noch mit Frohlucken
sich nun vom Enterich begatten lassen.
Der Reimer-Hahn, der konnt‘ ‘s kaum fassen!
„Pfui, Teufel!“ meint er, „Ja, so sind die Glucken“,
die unterm Enterich sich ducken!
Und schließlich kam der Bauer an
und schnappte sich den Reimer-Hahn.
Er sprach, du oller Veteran
wirst höchstens noch für Suppe taugen,
dann schlossen sich des Hahnes Augen.
Was ist des Lebens ganz Mühe?
Ein kleiner Topf voll Hühnerbrühe!
Nun sind wir aber noch längst nicht am Ende,
vielmehr wollen wir auch auf das junge Leben
des Pit Reimer zurückblicken oder mit
Google-Eintrag zwei fragend feststellen:
Wie nun hat es unser Jubilar geschafft
im Wirrwarr von 2385 Paragrafen des BGB,
bei 358 §§ des StGB und noch mal 495 §§ der
Strafprozessordnung und unzähligen weiteren
deutschen Gesetzen die Zeit zu finden,
vier Söhne zu zeugen, diese in deren Talenten
beim Eishockey und deren Bildung zu fördern
und schließlich bis zum 18. Lebensjahr
mit zu erziehen und ihnen den
möglichst rechten Lebensweg aufzuzeigen…
Hier die Antwort als weiteres Fazit.
Als der Herr Justitia schuf,
war noch recht neu er im Beruf.
Als kurz darauf der Herr dann sann,
ich nehm‘ jetzt doch die Anwält‘ dran,
ihm dies auf Anhieb nicht gelang…
Tschuldigung! Falsch: Ihm dies mit Mühe doch gelang!
Und was war Pit’s Geheimnis? Es hieß dauerhaft:
Deftig – heftig – messerscharf
Soll doch der Jubilar schon vor Jahrzehnten
eine ihm eigene Lyrik hierzu entwickelt haben.
Wenn mir die Laune dämpft den Sinn
und mir wird dick mein Blut,
geh ich zu meiner Marlies hin
dann geht’s mir wieder gut.
Ich seh‘ sie dort, ich seh‘ sie hier
und weiß auf dieser Welt,
dass ganz egal, ob wo und wann,
dies Weib mir stets gefällt.
Und wenn ich sie dann fassen darf,
so richtig voll und deftig,
dann geht’s gleich drauf,
meist messerscharf,
und überaus auch heftig,
Und wird ’s ihr traumelig und warm,
da wieg‘ ich sie sogleich
an meiner Brust
an meinem Arm,
sie ist mir Königreich.
Und wenn sie liebend nach mir blickt
und sie die Zeit vergisst,
wird sie gleich wild und fest gedrückt
vom Knie nach oben heiß geküsst.
Das läuft mir durch das Rücken-Mark
bis in die große Zehe.
Ich werde schwach, ich werde stark
wenn ich so blank sie sehe…
Ich möchte mehr und immer mehr,
die Nacht wird mir nicht lang,
wie schön, wenn sie jetzt bei mir wär,
davor wär‘ mir nicht bang.
So träum‘ ich mehr als nur einmal,
und spüre Lust um Lust,
doch sie …. ist im Theatersaal
und ich schieb‘ hier den Frust…
Nun aber doch noch zum dritten Eintrag bei Google:
Im Namen des Volkes: Werden Sie Anwalt!
Warst du als Kind schon gern allein
und wolltest stets viel größer sein,
wolltest schlaue Briefe schreiben,
rechthaberisch die Zeit vertreiben,
wolltest du schon immer wissen,
warum Verträge oft beschissen,
ließ dich stets fremdes Elend kalt,
dann werd‘ statt Lehrer Rechtsanwalt.
Hast du Bildung vorzuweisen,
und giertest nicht nach Wucherpreisen,
genügt dir fettes Honorar,
auch wenn dein Schriftsatz mäßig war,
und machst du sonst vor gar nichts halt,
dann werd‘ statt Lehrer Rechtsanwalt.
Und wird dir eh vor gar nix schlecht,
dann mach‘ du mal in Scheidungsrecht.
So manchem ist nicht angenehm,
wenn er denn hat ein Rechts-Problem.
denn dann wird meist die Laune schlecht:
man geht zum Anwalt für sein Recht.
Oft zieht dieser vor Gericht,
das später auch ein Urteil spricht.
Dies wird beschlossen und verkündet,
und meist auch ordentlich begründet.
Als Folge lautet der Beschluss,
dass der Mandant meist zahlen muss.
denn wird prozes_sual gestritten,
lässt man fürs Recht zur Kasse bitten.
Man muss sich da mal ernsthaft fragen,
war’s nötig hier, sogleich zu klagen?
Mit ’nem Vergleich, gut eingefügt,
hätt’s dem Mandant wohl auch genügt.
Drum denk‘ dran, willst du mal dein Recht,
ist ein Anwalt wohl nicht schlecht,
doch gibt es unter denen forsche,
die fahren mit deim Geld dann Porsche.
So ist’s nun mal auf dieser Welt,
geht’s vor Gericht ums liebe Geld,
dann streitet man mit fiesen Strolchen
und einigt sich mit ebensolchen.
In diesem Sinne Gratulation und
PROST auf unsere Gastgeber!
P.S.
Jetz‘ han ich do no onne vu dene frankierte Karte, für dieä ich dir, lieber Pitt, überlasse, ob de se abschicksch oder doch nit….
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