aus dem Südkurier-Mantel Seite -2- am Schmotzige Dunnschdig 2013
Auch an Fasnacht gilt: Organisation ist alles
von Zunftmeister Zapperlot
Närrische Veranstaltungen gehen oft schief
Der Masterplan des Narrenvereins Zipfelzapf zeigt, wie man Pannen vermeidet.
Die Zunft der Zipfelzapflerinnnen und Zipfelzapfler feiert dieser Tage ihr stolzes ungewöhnliches 15-jähriges Jubiläum. Der überaus beliebten und von früh bis spät verschlungenen Heimatzeitung gelang es, die Regieanweisung für den berüchtigten Zunftabend zu ergattern. Wir drucken das geheime Papier ungekürzt und unzensiert ab. Korrigiert wurde es auch nicht, das wäre ja ganz was Neues. Der Text zeigt, wie es wirklich zugeht hinter den Kulissen der Zipfelzapfer Zunft.
Programm: Also der Höhepunkt des Abends ischt das Männerballett. Achtung, den Anton müsst ihr in der dritten Reihe verstecken. Er hat’s nicht mit dem Rhythmus. Der Franz bleibt dieses Jahr in der Kulisse und kommt mir nicht auf die Bühne, weil er immer aus der Reihe tanzt.
Honoratioren: Den Bürgermeister bitte nicht mehr in die erste Reihe setzen und vor allem nicht neben die junge Frau vom Landrat. Das war im vergangenen Jahr eine Blamage erster Güte! Und dann die Gemeinderätin von den Grünen, die sich über frauenfeindliche Witze beklagt hat. Dabei waren das noch die harmloseren, und wir wissen keine anderen. Die gute Frau also hinten postieren bei der Küche.
Fanfarenzug: Unsere Trommler und Trompeter sollen in dieser Saison als erste auftreten. Die alte Idee mit der Mitternachts-Show war nicht gut, die Musiker waren voll wie die Kübel und beleidigten die Sensibelchen der Nachbarzünfte. Außerdem frage ich mich ernsthaft, ob es selbst für die Mitgliedschaft in einem Fanfarenzug nicht einen musikalischen TÜV geben müsste. Was unsre Jungen geliefert haben, war unter aller Kanone, genauer gesagt: Jeder zweite hat von Tuten und Blasen keine Ahnung.
Essen: Die Idee mit dem vegetarischen Büfett 2012 war saublöd. Unsere Gäste wollen nun einmal Fleisch in allen Stadien der Verwesung verschlingen – und keine Dinkelbratlinge. Wer kam eigentlich auf die depperte Idee? Dieses Jahr werden wir verstärkt Innereien auf den Tisch hauen. „Badener Kutteln“ und „Nierle schwäbische Art“ sind es, was unsere Mäschgerle wollen.
Auch beim Trinken bitte keine Experimente! Die Holunder-Bowle von 2004 war so stark, dass selbst altgediente Zunfträte zu Boden gingen.
Ach so, noch was: Bitte den kleinen Narren keinen Alkohol mehr ausschenken. Einige aufgeregte Mütter haben sich beklagt, weil den Kindern plötzlich kotzübel wurde. Die vertragen halt auch nix mehr, schuld daran sind die Erzieherinnen!
Büttenrede: Auf Wortbeiträge müssen wir in diesem Jahr leider verzichten. Sepp, der größte Reimer in unserem gottverlassenen Tal, ist ja verstorben.
Lautete doch sein letzter Satz: „Dichten war mein‘ schönste Gabe / hat gebracht mich glatt ins Grabe.“
Und ’s Mariele hat keine Lust mehr, weil ihr Sketch zum Thema „Die Nachhaltigkeit von Bierdosen unter spezieller Berücksichtigung der Fasnacht“ ausgebuht wurde.
Ach ja, Ortsvorsteher Willy Wichtig hat sich mit einem Wortbeitrag angeboten. Verkleidet als Wolfgang Thierse wollte er einiges zum Thema „Schrippen, Sippen, Suppenschwaben“ erzählen. Weil aber Kommunalwahlen im Herbst sind, wurde der Vortrag storniert. Das haben wir von der Reichenau gelernt.
Motto: Für die aktuelle Saison haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen. Nach „Unser Dorf soll hässlicher werden (2011) und „Mostlumpen und Misthaufen“ (2012) werfen wir uns auf das aktuelle Thema: „Willkommen im Kreisverkehr“. Das Häs ist schnell beieinander. Sonst kann es auf die Schnelle bei der Europäischen Kommission in Brüssel bestellt werden. Wenn nicht, dann fragen Sie Ihren EU-Abgeordneten, den Namen kennen Sie ja.
Soweit das Wichtigste.
Nach dieser Anweisung kann in den närrischen Tagen nicht viel schief gehen. Auch an Fastnacht gilt: Organisation ist alles. Bitte nach Schema F vorgehen und alle Anweisungen befolgen, dann stellt sich der Schabernack von selbst ein.
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